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Die Geschichte der Gose

Abriss zur Geschichte der Gose mit freundlicher Genehmigung von Frank Heinrich, Leipzig
(alle Rechte liegen beim Autor – Nachdruck und sonstige Verwendung sind nicht erlaubt)

Wie alles begann…

Kaiser Otto III

Um das Jahr 1000

Die legendäre Ersterwähnung der Gose:  Kaiser Otto III. (Regierungszeit 983 – 1002) soll den Wohlgeschmack des Goslarischen Bieres bereits um 998 gepriesen haben. Er hatte es bei seiner Tante Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, kennen und schätzen gelernt.

Die alte Kaiserstadt Goslar, die sich zu einem blühenden und wohlhabenden Handelsplatz entwickelt hatte, war wie andere Städte Nord- und Mitteldeutschlands berühmt durch das Produkt ihres städtischen Brauwesens, das hier am Fuße des Harzes seine denkbar günstigsten Vorbedingungen fand – die Gose. Sie war das Getränk aller Stände und wurde von allen Bevölkerungskreisen in reichlichem Maße genossen.

1181

Die älteste schriftliche Nachricht im Zusammenhang mit dem Brauwesen in Goslar betrifft das Domstift, welches einen Braumeister („braxator, qui cottidianam faciebat cervisiam“, deutsch: „einen Brauer, der jeden Tag Bier herstellte“) einstellte.

1219

In der Stadt Goslar selbst werden Wein- und Bierschenken urkundlich erwähnt.

1239

Aus diesem Jahr stammt die älteste erhaltene Urkunde, in der die Gose erwähnt wird. Dabei handelt es sich um ein Privileg von Otto I. (das Kind) für die Stadt Osterode. Es ist eine Genehmigung dafür, dass Goslarer Bier in Osterode verkauft werden darf:

De majori autem gracia nostra dedimus premisse civitatis Osterrothe burgensibus, ut omne ungelt deponatur, et illud ex nomine, ut nulla cervisia Goslariensis in civitatem ducatur, nisi fuerit de ipsorum burgensium bona et libera voluntate…

Die Ausfuhr des Goslarischen Bieres – kurz die „Gose“ genannt – nimmt mit dem 13. Jahrhundert größeren Umfang an. Schon bald verbreitet sie sich im ganzen Harzgebiet und so gibt es im späten Mittelalter u.a. Wernigeröder, Aschersleber, Blankenburger, Halberstädter Gose.

1332

Vom 27. März 1332 datiert eine weitere, noch heute erhaltene Urkunde über die Gose, deren Herkunftsort das Kloster Ilsenburg ist (Urkundenbuch der Stadt Wernigerode).

1350

Die Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg verzeichnen von 1350 bis 1400 als Ausgaben:

pro cerevisia et gosa missa dominis terrarum Martini bei Koppmann CXI.“ 

1375

In Anhalt-Zerbst bestätigt Fürst Johann I. die Brauerei-Innung und erlässt ein sehr frühes Gebot zur Reinheit der Gose (141 Jahre vor dem bayerischen Reinheitsgebot).

1397

Als Dank für die Vermittlung in einem Rechtsstreit schickt die Stadt Goslar dem Bischof von Hildesheim ein Fass Gosebier.

Im 14. Jahrhundert wird die Goslarische Gose – außer nach Sachsen – auch nach Hamburg und Wien sowie nach Belgien geliefert, was für die damaligen Straßenverhältnisse und den Transport mit Pferdefuhrwerken nicht ganz unproblematisch war.

1470

Aus diesem Jahr datiert eine weitere schriftliche Erwähnung der Gose, welche sich heute im Stadtarchiv Goslar befindet:

1470 middeweken na pur. Mar., hefft gedan de Rad den winkeller to eynem jare up dussen paschen unde schal darinne sellen [verkaufen] win unde gose unde schal dem Rade geven van der ohme weins rinsch [Rheinisch] 1 ferding (van dem Dorringeschen ½ f.), van dem vath gose ½ f., …

1500

Hochberühmt war im 16. Jahrhundert das Goslarische Bier, auch Gose genannt, nach dem

aus dem Harze herabkommenden und durch Goslar fließenden Flusse, aus dessen mit Erztheilen geschwängertem Wasser es gebraut wird.“ 

1516

Die Gose wird in mehreren Goslarer Chroniken erwähnt. 

1547

In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen gibt es bereits vor 1547 eine Gosenbrauerei.

1552

Der wirtschaftliche Aufschwung Goslars und die Blüte der Bierbrauerei erfuhren eine jähe Unterbrechung, als die Stadt im Streit mit dem Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel ihre Rechte aus dem Silberbergbau am Rammelsberg zum größten Teil verlor. In der Folge musste das Brauwesen den Verlust wirtschaftlich ausgleichen – so nahmen die Brauer bald eine bevorzugte Stellung in den Ämtern der Stadt ein.

1557

In diesem Jahr hatten 387 Goslarer Haushalte das Braurecht verliehen bekommen. Das bekannteste Brauhaus war das der Familie Siemens, die Vorfahren des Gründers des heutigen Elektrokonzerns. 

1562

Der Sächsische Kurfürst empfiehlt dem Leipziger Rat, sich das Goserezept zu verschaffen, um selber Gose brauen zu lassen. 

1582

Am 6. März 1582 erlässt der Rat der freien Reichsstadt Goslar eine neue Brauordnung.

1598

Erster Nachweis für den Goseausschank in Leipzig: in des „Raths Burgkellerrechnungen“ der Stadt Leipzig ist vermerkt: „18 Faß Goslarisch Bier hinterlegt“. Später hat der Burgkeller auch andere Gosen ausgeschenkt (Spörener Gose 1756, Glauziger Gose 1776, Wernesgrüner Gose 1892).

1640

Die Eutritzscher Schänke (spätere Gosenschänke) wird erweitert bzw. die Gosenstube neu erbaut. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Eutritzscher Gosenschänke wurde 1950 für immer geschlossen; der Abbruch erfolgte am 9./10. Januar 2001.

1662

Die berühmte Kümmelapotheke in Eutritzsch wird erbaut. Sie wurde am 2. Januar 1959 geschlossen – der Abbruch erfolgte im Oktober 1960.

1665

Auf dem um 1566 erbauten Rittergut Döllnitz wurde um 1665 Bier gebraut. 

Das Gut wurde vom Thüringer Hochadel derer von Schwarzburg errichtet und befand sich zur damaligen Zeit, wie auch das Dorf Döllnitz, in deren Besitz. Es war im Laufe der Jahrhunderte unter anderem Sitz derer von Schwarzburg, von Einsiedel sowie Krug von Nidda. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Rittergut zu einem der bedeutendsten Güter im Saalkreis.

1676

Justus Stengel aus Waltershausen schreibt in der erweiterten Auflage seines Werks „Bewerte Bier-Künste…“ (Regensburg 1676, 1. Aufl.: Erfurt 1616) über

„Etliche Sächsische Weißbier, so man Gosen nennet“: „Goßlar, Quedlinburgk, Halberstadt, Aschersleben und Wernigeroda brauen Gosen, so auch gut Nutriment, und Nahrung geben, erwärmen auch wohl, und machen gut Geblüt, auch feist, so man fein viel trincket.“

1690

David Kellner erwähnt die Gose in seinem Buch „Hochnutzbar und bewährte Edle Bierbrau-Kunst …“ (Leipzig/Gotha 1690) wie folgt:

„Gose ist ein Geschlecht der Weißbiere, so mehrentheils in Nieder-Sachsen, fürneimlich aber zu Goßlar, Quedlinburg, Halberstadt, Ascherslöben und Wernigeroda, wie Just Stengel berichtet, gebraut werden. Ist ein wohlgeschmacktes, kräfftiges Bier, so gröstentheils aus Weitzen bestehet, und wird dem Breyhan gleich zubereitet, ohne daß sie stärcker als der Breyhan gebrauet wird. Unter allen Gosen aber excelliret die Goßlarische, welche sehr wohl nutrieret und laxiret, sonderlich aber verursacht sie denen Ungewohnten den Currit cito gerne, daher man davon zu reimen pfleget: Ein Wunder-Tranck ist wol die Goßlarische Gose / Wer derer zu viel trinckt / der nehm in acht die Hose.“

1708

Im 17. Jahrhundert sank die Zahl der Brauberechtigten in Goslar auf 301 Familien, da infolge des 30-jährigen Krieges und der damit verbundenen Qualitätsverschlechterung der Gose-Absatz stark rückläufig war. Zudem beschränkte sich die Herstellung nun zunehmend darauf, den eignen Bedarf zu decken, ohne eine Erweiterung des Absatzes anzustreben. 

Da auch der Zustand der Braustätten entsprechend gelitten hatte, erließen der Bürgermeister und der Rat der freien Reichsstadt Goslar am 23. März 1708 eine Verordnung über die Instandsetzung der Brauhäuser.

1710

Johann Christoph Beckmann schreibt in seiner „Historie des Fürstentums Anhalt“ (2. Teil) über die Biere im Land:

„Zu Sandersleben wird auch noch eine andere Ahrt Bier von Gersten und Weitzen zusammen zugerichtet, so gleich wie das Goßlarische Bier Gose genannt wird, weil dergleichen Maltz-Vermischung erstlich zu Goßlar aus dem kleinen Fluß Gose am besten gerathen sein mag: Ist auch eines angenehmen Geschmacks, und wird von den Durchreisenden mit gutem Appetit getrunken.“

1712

Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (genannt der „Alte Dessauer“) beginnt 1712 auf seiner Domäne in Glauzig mit dem Brauen von Gose (die sogen. Gludscher Gose). 

1716

In der Historie des Fürstentums Anhalt (Zerbst 1716) findet die Sanderslebische Gose Erwähnung. 

1733

In Zeidlers „Universal-Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste“ ist zu lesen: 

 „Nach dem Garlebischen ist das Goßlarische das beste, weil es bey den Menschen, so solches trincken, keinen Stein wachsen lässet… Unter die berühmtesten und besten weissen Biere werden gezählet der Halberstädter Briehan und die Quedlinburger Gose.“

Fürst Leopold zu Anhalt-Dessau

1738

Der Alte Dessauer war ein Liebhaber der Glauziger Gose. Er soll beim Rat der Stadt Leipzig die Einführung der Gose im damaligen Leipziger Vorort Eutritzsch (1890 eingemeindet) bewirkt haben, da er über das „ungenießbare“ einheimische Bier sehr verärgert war. Somit ist das damalige Gasthaus an der Heerstraße des Wirts Giesecke, die spätere Gosenschänke Eutritzsch, der erste Leipziger Goseausschank. 

Nach Bekanntwerden des Goseausschanks setzt eine Völkerwanderung nach Eutritzsch ein: Student und Bürger, Ratsherr und Handwerker, alle wandern in die Gosenschänke. 

1762

In Prag wird Gose ausgeschenkt.

1765

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) wohnt in der „Feuerkugel“, die auch einen Goseausschank hatte. Hat Goethe Gose getrunken? In einem Brief an seine Schwester vom 17. Oktober 1765 schreibt er:

„Je ne goute pas la biere de Merseburg“ („Dem Merseburger Bier kann ich keinen Geschmack abgewinnen“).

In einem späteren Brief vom 28. August 1770 heißt es jedoch

„So ist’s doch mit allem wie mit dem Merseburger Biere, das erstemal schauert man, und hat man’s eine Woche getrunken, so kann man’s nicht mehr lassen.“

Und in seiner Selbstbiografie „Dichtung und Wahrheit“ bekennt er in Teil 2, Buch 8:

„Das schwere Merseburger Bier verdüsterte mein Gehirn.“ Im (Großen) Kuchengarten soll Goethe mit Kommilitonen und Freunden kräftig Gose gezecht haben.

1770

Die „große gläserne Gosenflasche“ enthält 2 ½ Kannen (1 Kanne entsprach etwa 1 Liter) und kostet im Jahr 1770 in Leipzig 2 ½ Groschen.

1776

In einem Schreiben des Burgkellerpächters Herrmann vom 23. September 1776 an den Rat der Stadt Leipzig wird über ein Weißbier namens „Gohse“ berichtet, was in der Stadt viel „Beyfall“ findet und in Glauzig im „Dessauischen“ gebraut wird. Herrmann bittet den Rat um eine Ausschankgenehmigung der Gose und intervenierte gegen den Kontrakt, den der Eutritzscher Gosenschänkenwirt Eckard mit dem Rittergutspächter zu Glauzig geschlossen hatte und der ihm den alleinigen Ausschank der Glauziger Gose in einem „Bezirke von zwey Stunden hiesiger Gegend“ zusichert. 

1789

Der Kupferstecher Christian Gottlieb Geyser kauft ein Eutritzscher Doppelgut in der heutigen Gräfestraße (Geyserhaus). Johann Wolfgang von Goethe besucht hier seine Jugendliebe Friederike Oeser, die oft bei ihrer Schwester Wilhelmine, der Frau des Kupferstechers weilt. Dabei macht Goethe auch Bekanntschaft mit der Gosenschänke.

1790

Die Zahl der brauberechtigten Häuser in Goslar hat sich auf nur noch 60 verringert.

1793

Johann Philipp Ledermann („Erfinder“ und erster Braumeister der Ritterguts Gose) wird am 25. Januar 1793 in Lich bei Frankfurt am Main geboren. Sein Vater war der Maurermeister Johann Adam Ledermann. Sein Großvater war Zunftgenosse in der Brauerei Lich, von dem Ledermann lernte und Geld bekam. Seine Wanderschaft nach Lehre und Braumeisterausbildung (1820) führt Ledermann auch nach Goslar.

1800

In Goslar ging seit 1800 die Goseherstellung stark zurück.

1806–1820

Die napoleonischen Kriege und der Zollanschluss Sachsens an Preußen im Jahre 1820, dem das Herzogtum Anhalt nicht beigetreten war, führten dazu, dass sich die Glauziger Gose aus Anhalt sehr verteuerte, was wird die Einfuhr nach Sachsen in empfindlicher Weise erschwerte. In Leipzig wird die Gose knapp. 

1812

Im Jahre 1812 kauft der Hallische Kaufmann Johann Gottlieb Goedecke als Sechsunddreißigjähriger das Rittergut Döllnitz, mit dem seit alters her eine Braugerechtigkeit verbunden war. 

1815

Da die sächsische Hälfte des Dorfes Döllnitz infolge des Wiener Friedens bereits im Jahre 1815 preußisch wurde, kam bei Neubildung der preußischen Provinz Sachsen nun ganz Döllnitz zum Saalkreis.

Braumeister Philipp Lederman

1824

Braumeister Johann Philipp Ledermann, der die Rezeptur der Gose aus Goslar mitgebracht hat, beginnt nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Rittergut Beesen bei Halle (mit Broyhan-Brauerei), 1824 auf dem Rittergut Döllnitz Gose zu brauen. Am 24. Februar 1824 heiratet er die Döllnitzerin Christiane Friederike Helfer und wird damit endgültig im Ort sesshaft.

1826

Der Rat der Stadt Goslar beschließt die Goseherstellung aufzugeben. Ursachen dafür sind die stark zurückgegangenen Verkäufe und die Unwägbarkeiten mit der damals noch praktizierten spontanen Gärung. Das „neue“ untergärige Bier verdrängt die einstige Spezialität. 

1840

In Goslar sind nur noch 30 Brauberechtigte übrig, das Gosebrauen kommt in dieser Zeit wohl gänzlich zum Erliegen. Heinrich Steckhan schreibt dazu in der „Goslaer Zeitung“ vom 17. Januar 1882

„Ueber 40 Jahre ist das Brauverfahren der sogenannten Goslarschen Gose nicht mehr beobachtet worden, und nur noch einige Personen mögen von derselben Kunde und Kenntniß haben.“

Dem widerspricht letztlich auch Heinrich Pröhle (Aus dem Harze, 2. Aufl., Leipzig 1857) nicht, wenn er in seinem erstmals 1851 erschienenen Buch notiert:

„Nach langem Verfall hat die Bereitung der Gose in Goslar selbst wieder einen Aufschwung genommen, und Kenner sind besonders im Lobe Dessen, was als ‚Bestekrug‘ dort ausgeschenkt wird, sehr beredt. […] Jetzt bereitet man die Gose unter diesem Namen auch an andern Orten. So in Döllnitz bei Merseburg […].“

1844

Die Verwendung der langhalsigen Goseflaschen im „Gosenthal“ im Leipziger Süden findet Erwähnung. Das Restaurant auf dem Sächsisch-Baierischen Bahnhof in Leipzig wirbt mit Döllnitzer Gose.

1846

Auch die Wiendorfer Gose fand schon um 1846 in Leipzig Verbreitung. In Wiendorf bei Könnern soll schon um 1718 Gose gebraut worden sein. 

1852

Am 7. Juli 1852 stirbt der erste Gosebraumeister Johann Philipp Ledermann in Döllnitz. Bis nach 1990 erinnert auf dem alten, bereits seit den 1950er Jahren nicht mehr belegten Friedhof der markante Grabstein Ledermanns an den „Erfinder der Döllnitzer Gose“.

Ledermanns Witwe übernimmt noch zehn Jahre lang die Direktion der Gosenbrauerei. Dann setzt sie sich zur Ruhe und kauft ein Haus in Lindenau bei Leipzig, wo sie 1883 verstirbt. Ihre Beisetzung erfolgt auf dem Neuen Johannisfriedhof in Leipzig.

Das Rittergut Döllnitz ist ein weitgehend autarker Betrieb und gehört zu den modernsten der preußischen Provinz Sachsen. Das zum Brauen verwendete blasse Gersten- und Weizenmalz wird aus dem selbst angebauten Getreide auf dem Rittergut Döllnitz hergestellt. Der Betrieb der Rittergutsmälzerei beschränkt sich auf die kühlere Jahreszeit. Durch Darren wird das Malz haltbar gemacht. Da auch eine Braunkohlengrube zum Rittergut gehört, wird das für die Feuerung notwendige Brennmaterial selbst gefördert. Aus dem Abraum des Tagebaus werden Ziegelsteine in der eigenen Ziegelei gebrannt, aus denen ein Großteil der Häuser im Ort errichtet wird.

Außer der Hopfengabe erfolgt ein Zusatz von Kochsalz und Gewürzen: Diese Gewürzzusätze sind Geheimrezepte seit Ledermanns Zeiten, verfeinert von den letzten Braumeistern Westermeier und Jaud. Zur Osterzeit – jeweils vom 15. März bis 15. April – wird zusätzlich eine stärker eingebraute Märzengose angeboten, welche sehr beliebt ist.

1858

Lichtenhain (heute Ortsteil von Jena): Das Lichtenhainer Weißbier rühmt sich als die „Döllnitzer Gose Jena’s“.

1859

Heinrich Martin Cajeri übernahm vom Gastwirt Jähnig die seit 1837 an der Pleiße bestehende Gastwirtschaft und nannte diese „Gosen-Stube“ 

1865

Glühgose: In den in Leipzig um die Mitte des 19. Jahrhunderts herausgegebenen Kochbüchern findet man häufig ein Rezept für Glühgose, auch Glühende Gose genannt (so bei Immanuel Müller, Leipzig 1865).

In Berlin braut 1865 die Gosebrauerei C. J. Uhlig Gose. 1909 gibt es Berliner Gose aus Weißensee, heute Ortsteil von Berlin.

Norddeutscher Gosebund

1867

Beim ersten Leipziger Karnevalszug 1867 wurde der Norddeutsche Bund als „Norddeutscher Gose-Bund“ auf einem Festwagen präsentiert. 

1869

Der Goslarer Braumeister Heinrich Steckhan verfasst im Januar 1869 einen Aufsatz über die Herstellung der Goslarschen Gose, um diese vor der Vergessenheit zu bewahren (veröffentlicht in der Goslarer Zeitung vom 17. Januar 1882). Die Besonderheit der Goslarschen Gose bestand zum einen im Zusatz von Wermutkraut und Zimtstangen. Zum anderen wurde ausschließlich Weizenmalz verwendet – da dieses einen hoher Kleberanteil hat, wurde die Bierwürze zur Klärung über einen Fichtennadel-Filter ausgeschlagen, wodurch diese das eigentümliche Aroma der Fichtennadeln angenommen hat. Es gab verschiedene Sorten („Werth“) bzw. Qualitäten der Gose: die 1. Werth („Bestekrug“), die 2. und 3. Werth, die 4. Werth („Hüppig“) sowie als letztes die „Hopfenwerth“. Da das Bier nicht angestellt – d.h. nicht mit Hefe versetzt – wurde, trat es entweder selbst in Gärung (sog. Spontangärung) oder es bildete sich zunächst eine dicke, lederartige Schimmelhaut, welche den Luftzutritt verhinderte. In diesem Falle wurde das Bier erst mit Hefe versetzt, wenn es verkauft werden sollte.

In Leipzig war die Gose zur selben Zeit dagegen in aller Munde. Ein zeitgenössischer Reim von 1869 aus dem „Blauer Hecht“ in der Nikolaistraße zeigt dies recht gut:

„Kriech‘ einmal in den blauen Hecht
Und trink in dessen Schoosse
Auf Sammet, Gold und Mamor, echt, 
Aus Döllnitz eine Gose; 
Will sie nicht recht zum Munde geh’n 
Erlässt des Trinkens Qualen 
Der Wirth, er sagt Dir: Lass sie steh’n 
Nur thu‘ den Saft bezahlen!“

Döllnitzer Gose

1872

In der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ ist zum Erfolg der Döllnitzer Gose zu lesen: 

„…hatte die Gludscher (d.h. Glauziger Gose – die Verf.) alle ihre Getreuen eingebüßt und die Döllnitzer behielt das Feld und behauptet es bis auf den heutigen Tag.“

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchten sich in Mitteldeutschland viele Brauereien an der Herstellung von Gose – mit mehr oder weniger Erfolg. In Leipzig waren es vor allem die Brauerei Nickau & Co., die Kronen-Gosen-Brauerei, die Freyberg-Brauerei und die Gosenbrauerei A. Schröter, die versuchten, ein Stück vom Döllnitzer „Kuchen“ abzubekommen. In Döllnitz selbst gab es zu dieser Zeit bereits drei Gosebrauereien, die die Kunden umwarben Inzwischen schenken auch entferntere Städte wie z.B. Dresden, Wurzen, Plauen, Rochlitz, Oschatz, Naunhof, Merseburg, Dessau, Bernburg und Lausigk Gose aus. 

1883

In der damaligen Brauerei von Albert Schönfeld im alten Braugut Hartmannsdorf wurde von 1883 bis 1912 nun auch Gose gebraut. Damals gehörte Hartmannsdorf noch zum Regierungsbezirk Leipzig. Man braute überwiegend Gose für den Raum Chemnitz und den Süden des Königreichs Sachsen. 

1884

Die Dresdner Gosenbrauerei C. Heim findet Erwähnung

1888

Die Gosenschänke Eutritzsch feiert das 150-jährige Jubiläum der Einführung der Gose im Ort. Auch Gose der Rittergutsbrauerei Sausedlitz und Gose aus Sandersleben wird im Laufe der Jahre in Eutritzsch ausgeschenkt. 

Das Einsiedler Brauhaus E. Schwalbe (heute: Ortsteil von Chemnitz) braut 1888 Gose.

1891

Seit am 16. März 1891 Friedrich Stier die Gosenschänke in Giebichenstein übernommen hat, ist sie – mit kurzen Unterbrechungen in der DDR-Zeit – bis heute in Familienbesitz. Ritterguts Gose war und ist hier im Ausschank. Von Friedrich Stiers Tochter Charlotte Behnke soll der Leipziger Braumeister Friedrich Wurzler Ende der 1940er Jahre das Goserezept bekommen haben.

1894

Die Halle’sche Weizenbier-Brauerei braut Gloria-Gose.

Goldmedaille Ritterguts Gose

1897

Anlässlich der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung in Leipzig 1897 erhält die Ritterguts Gose eine ihrer ältesten bekannten Auszeichnungen: Goldmedaille – Ehrenpreis der Stadt Leipzig 

1899

Der Leipziger Gosewirt Heinrich Carl August Cajeri (ehemals Cajeri‘s Gosen-Stube, An der Pleiße) übernimmt die Gosenstube in Leipzig-Gohlis, Hauptstraße 38 von Emanuel Schmidt. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versorgen vor allem die Döllnitzer Gosen-Brauereien die Lokale in Leipzig und Halle. Besonders vom Ende des Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre ist die Hochzeit der Gose. Leipzig nannte sich stolz die „Gose-Stadt“. Es gab über hundert Restaurationen mit Gose-Ausschank, die fast ausschließlich Gose aus Döllnitz anboten, wobei die Ritterguts Gose absolut dominierte und geschmacklich unschlagbar war.

1902

Am 1. Januar 1902 wurde die Stadtbrauerei Lausigk (seit 1913: Bad Lausick) zum ersten Male an einem privaten Besitzer verkauft und zwar an Herrn Otto Francke aus Leipzig. Er hatte sich speziell der Fabrikation von Gose (Marke „Sterngose“) gewidmet und strebte den Export des Produktes für das Königreich Sachsen sowie die angrenzenden, Gose konsumierenden, preußischen Provinzen an.

1904/1905

Es entsteht der Neubau von Carl Cajeri in Leipzig Gohlis, nunmehr Menckestraße 5, bekannt als Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Der beliebte Biergarten wird bis zum Poetenweg hin erweitert und ist heute einer der größten in Leipzig.

1905

Im September 1905 schreibt Otto Francke einen Beschwerdebrief an den Rat der Stadt Leipzig, in dem er auf den in einigen Leipziger Gastwirtschaften im Zusammenhang mit Hausabzug der Gose praktizierten Wasserzusatz sowie auf teilweise unhygienische Zustände hinweist. Damit beginnt der sog. „Wannenpanscher-Prozess“, der nach eingehenden Untersuchungen erst mit einem Urteil vom 15. Juli 1909 abgeschlossen wurde.

Robert Kern braut in der Stadtbrauerei Mutzschen 1905 Gose.

1906

In diesem Jahr entwickelte der Lausigker Brauereibesitzer Otto Francke das nach ihm benannte Verfahren zur verbesserten Herstellung des Berliner Weißbiers, in dem er eine Trennung von Säuerung und Hefegärung jeweils unter Einsatz von Reinkulturen vorschlägt. Zur damaligen Zeit waren die Berliner Weißbierbrauereien in einen technologisch sehr veralteten Zustand, so dass das Gelingen der Berliner Weisse von vielen Zufallsfaktoren abhängig war und es oft nur noch verlustreich betrieben werden konnte. Das neuartige „Verfahren nach Francke“ – vorgestellt in der Wochenschrift für Brauerei der VLB Berlin, XXIV. Jahrgang Nr. 45 vom 9. November 1907 – konnte sich jedoch in Berlin aus verschiedenen Gründen (u.a. wegen geschmacklichen Veränderung des Weißbiers durch den Wegfall der meist bierschädlichen Pediokokken im Reifeprozess) nicht durchsetzen. Bei der Goseherstellung hingegen gelangte es erfolgreich zum Einsatz.

Gosenschänke Eutritzsch

1912

Leipzigs älteste Gosenschänke, am Eutritzscher Markt, begeht das 700-jährige Jubelfest des Herzogtums Anhalt zu Ehren des Alten Dessauers. Zu diesem Anlass erscheint am 29. April 1912 eine Festschrift zur Geschichte der Gose und mit einer Chronik der Gosenschänke, gewidmet vom Wirt Otto Kröber. Das „Gosenlied“ wird erstmals gesungen.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg scheint die Döllnitzer Ritterguts-Gose-Brauerei mit ca. 45.000 hl ihren höchsten Ausstoß erreicht zu haben. Bereits in den ersten Kriegsjahren geht der Absatz deutlich zurück. Während des Krieges wird der Brauereibetrieb schließlich für längere Zeit völlig eingestellt.

1921

Die „Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung“, Nr. 96 am 26. April 1921, schreibt: „Zwischen den beiden hiesigen Brauereien, der bekannten Rittergutsbrauerei in Döllnitz und der Lagerbierbrauerei, dem Brauhaus Döllnitz, ist eine Verschmelzung zustande gekommen. Nachdem Herr Direktor Fels nach 36jähriger Tätigkeit aus der Rittergutsbrauerei ausgeschieden ist, hat der bisherige Direktor des Brauhauses Döllnitz Herr Ludwig Westermeier als alleiniger Leiter und Vorstand die Direktion dieser beiden vereinigten Betriebe übernommen. Welch lebhaftes Interesse die Leipziger Einwohner an der Rittergutsbrauerei und deren Erzeugnissen hatten, beweisen nachstehende Ausführungen der ‚Leipziger Neuesten Nachrichten‘ über die Gose:

‚Die Aussicht, bald wieder einmal die so lange schmerzlich entbehrte Gose trinken zu können, hat bei manchem Leipziger vergnügtes Schmunzeln hervorgerufen […]. Während des Krieges, als auch die anderen Biere mehr und mehr zu ‚Wasser mit der Hopfenstange umgerührt‘ wurden, verschwand die Gose gänzlich, zum Leidwesen ihrer zahlreichen Verehrer.“

Festschrift 100 Jahre Ritterguts Gose

1924

Die Ritterguts-Gose-Brauerei Döllnitz begeht ihr 100-jähriges Jubiläum. Es erscheint eine Festschrift „100 Jahre Rittergutsgose 1824–1924“ von Dr. Karl Siegmar Baron von Schultze-Galléra. Vom 23. bis 25. August 1924 finden die Feierlichkeiten in Leipzig statt, besonders in der Gosenschänke Eutritzsch. Es gibt Jubiläums-Gose und Jubiläumswürste. Am 24. August 1924 wohnten der Döllnitzer Rittergutsbesitzer Wilhelm Goedecke und sein Brauereidirektor Ludwig Westermeier den Feierlichkeiten in Eutritzsch bei und tragen sich im Gästebuch ein.

In Döllnitz wird die Jahrhundertfeier erst im September 1924 im „Goldenen Stern“ begangen, da während der Leipziger Feierlichkeiten die Getreideernte noch in vollem Gange war.

Der bereits mit dem Ersten Weltkrieg einsetzende beträchtliche Produktionsrückgang führt dazu, dass nach dem mit relativ großem Werbeaufwand begangenen 100-jährigen Jubiläum der Döllnitzer Ritterguts Gose keine größeren Werbeaktionen mehr stattfinden. 1926 liegt der Ausstoß nur noch bei ca. 6.000 hl, bis 1935 der historische Tiefpunkt mit 2.593 hl erreicht wird.

1925

Im Rahmen der Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar (Heft 3) schreibt Hans Brinkmann ausführlich über das „Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar“.

Um 1930

Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre besucht der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann die Gosenstube Fröhlich und bespricht sich dort mit vertrauten Gefährten.

1935

Der Versuch einer Wiederbelebung der Gosetradition in Goslar durch die Brauerei Fritz Natermann 1935 bis 1938 hatte keinen Erfolg. 1939 stellte die Brauerei den Betrieb ein. 

Karl Matthes wird neuer Wirt der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Bei ihm kostete eine Flasche Döllnitzer Ritterguts-Gose 0,63 Reichsmark. 

1938

Anlässlich der Feiern zur 200-jährigen Einführung der Gose in Eutritzsch vom 14. bis 15. Mai 1938 kommt erneut eine Jubiläums-Gose der Ritterguts-Gose-Brauerei Döllnitz zum Ausschank.

1943

Die Bombardements der Alliierten auf Leipzig am 3./4. Dezember 1943 verursachten schwere Zerstörungen auf dem Gelände der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Hiervon waren der Garten, die Küche, die Toiletten, die Kolonnade und die „Scheune“ betroffen. Das 500-Liter-Fass war auch betroffen – die Gose überschwemmte den ganzen Keller. 

1945

Nach Kriegsende erfolgt im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone die Enteignung des Goedeckeschen Familienbesitzes samt Ritterguts-Gose-Brauerei. Der letzte Eigentümer, Wilhelm Goedecke, muss mit seiner Frau, den Söhnen Adolf und Georg sowie der Tochter Hertha das Anwesen mit nur leichtem Handgepäck fluchtartig verlassen.

1947

Die Produktion der Ritterguts-Gose-Brauerei Döllnitz wird zwei Jahre nach der Enteignung vollständig eingestellt.

Wiedereröffnung Brauerei Wurzler

1949

Der Leipziger Braumeister Friedrich Wurzler – seit den 1920er Jahren selbst Verleger der Ritterguts Gose – beginnt die Goseproduktion nach der alten Rezeptur der Döllnitzer Ritterguts Gose in seiner kleinen Brauerei im Leipziger Süden. Er tritt damit in die von 1948 bis 1999 unterbrochene Traditionsreihe der Döllnitzer Ritterguts Gose ein.

Wurzler beliefert viele Gaststätten und Ladengeschäfte, u. a. „Auerbachs Keller“ und das Hotel „Stadt Leipzig“. Das legendäre „Hotel Fröhlich“ in der Wintergartenstraße, nahe des Leipziger Hauptbahnhofes, bekommt als einziger Kunde Fassware mit höherer Stammwürze und zieht die Gose selbst auf die langhalsigen Flaschen ab. Ansonsten wird, wie schon früher auch im Raum Halle üblich, vor allem die sogenannte Stöpselgose mit geringerer Stammwürze (in Bügelverschlussflaschen) ausgeliefert. In Halle beliefert Wurzler u. a. die alte Gosenschänke in Giebichenstein und die 1886 gegründete Gosenhandlung Sebald & Co. von Fritz Langlotz am Steintor.

1950

Die im Krieg beschädigte Eutritzscher Gosenschänke schließt für immer.

1954

Paul Jaud, Direktor und letzter Braumeister der Döllnitzer Ritterguts Gose, verstirbt. 

1958

Karl Matthes schließt als letzter Wirt die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ in der Gohliser Menckestraße 5. In diese Räume ziehen nun soziale Einrichtungen der „Nationalen Front“ und später eine „Volks-Röntgen-Stelle“. 

1959

Am 1. Dezember 1959 wird die Brauerei Friedrich Wurzler Kommanditgesellschaft (Kommanditist ist „Sachsen-Bräu“). Es wurde aber weiterhin Gose in der Arthur-Hofmann-Straße gebraut. 

1959/1960

Die „Kümmelapotheke“ in Eutritzsch wird ebenfalls geschlossen und 1960 abgebrochen. 

1962

Die Leipziger „Gosenstube Fröhlich“ begeht ihr 100-jähriges Jubiläum. Hier wird noch immer der sog. Hausabzug der Gose – von der Wanne im Keller auf die langhalsigen Goseflaschen – praktiziert. Eine Flasche „Leipziger Gose“ kostet damals 1,36 Mark, mit einem Schuss Kümmel 2,56 Mark.

1966

Die Brauerei Wurzler, inzwischen Betriebsteil II der Kronen-Brauerei Bruno Ermisch K.G., liefert am 31. März 1966 die letzte Gose aus. Die Produktion wird im Wesentlichen wegen des ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses eingestellt. In einem Schreiben vom 18. Februar 1966 informiert die Brauerei ihre Gose-Kundschaft und empfiehlt statt der Gose nun die ähnliche Berliner Weisse auszuschenken (ähnlich sicherlich nur bedingt und auch im Vergleich zur schwächeren Stöpselgose, nicht zur stärkeren offenen Gose).

Braumeister Friedrich Wurzler verstarb bereits Ende der 1950er Jahre. Sein Schwiegersohn, Guido Pfnister, war der letzte Gosebrauer bei Wurzler. Er erbte das Notizbuch mit dem Braugeheimnis und nahm es wohl mit ins Grab. Nun schien die Gose nach fast tausend Jahren wirklich Geschichte zu sein.

1968

Auch das legendäre „Hotel Fröhlich“ in der Wintergartenstraße 14 schließt nun und wird gesprengt. Lange bewirtschaftete es Rudolf Berthold, der auch Vorsitzender des 1876 gegründeten „Vereins Döllnitzer Gosenwirte und Händler e. V.“ war, bis es nach seinem Tode 1958 die staatliche HO als „HO-Hotel Fröhlich“ weiterführte. 

1983

Der bekannte Leipziger Kabarettist Gunter Böhnke schreibt zusammen mit Heinz-Jürgen Böhme einen Aufsatz über Cajeris Gosenstube „Ohne Bedenken“, welcher in den Leipziger Blättern Nr. 3/1983 erscheint.

Lothar Goldhahn

1985-1987

Endlich Hoffnung für die Gose: der Leipziger Gastronom Lothar Goldhahn, der durch Böhnkes Artikel inspiriert wurde, bemüht sich um die Rekonstruktion der 1958 geschlossenen Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Am 14. Mai 1986 ist es endlich so weit: Goldhahn eröffnet die berühmte Gastwirtschaft in der Menckestraße 5 wieder. 1987 wird auch der historische Biergarten wiedereröffnet. 

Goldhahns Bemühungen, die benötigte Gose in Leipzig herstellen zu lassen, fruchten leider nicht. Auf der Grundlage eines „Werkstandards zur Herstellung der Gose“ stellt nun die Schultheiß-Brauerei in Ost-Berlin die Gose für Leipzig – als Schankbier – her; allerdings wird die Produktion schon bald wieder eingestellt.

1990

Am 1. Juni 1990 wird Dr. Hartmut Hennebach neuer Pächter (ab 1994 Eigentümer) der Gosenschenke „Ohne Bedenken“.

1991

Lothar Goldhahn kauft 1991 die Löwenbrauerei Dahlen von der Treuhandgesellschaft, um dort selbst „Leipziger Gose“ zu brauen. Am „Gosentag“, dem 28. Mai 1991, wird die erste Gose aus Dahlen in der Gastwirtschaft „Ohne Bedenken“ gezapft.

1993

In Goslar beginnt der pensionierte Braumeister Andreas Wagenführer in seinem kleinen Brauhaus in Goslar-Oker, erstmals wieder „Goslarer Gose“ herzustellen. Als Grundlage dient ihm dabei der Aufsatz von Heinrich Steckhan, dem damaligen Braumeister der Societätsbrauerei Goslar, aus dem Jahre 1869 (erschienen in der Goslarer Zeitung vom 17.01.1882). Der Ausschank findet zuerst in der „Worthmühle“, einer alten Gastwirtschaft direkt am Flüsschen Gose statt. Die kleine Gose-Produktion in Oker führt Wagenführer bis 2004 fort – und findet gleich zwei Anwärter auf seine Nachfolge: Ab Frühjahr 2004 arbeitet er Ingo Junge in das spezielle Brauhandwerk ein, der von Mai 2006 bis April 2010 seine eigene kleine Brauerei in der Goslarer Okerstraße führt. Und ab April 2004 beginnt Odin Paul ebenfalls Gose zu brauen – zunächst in Braunschweig, und ab 2009 im Brauhaus Goslar

1995

Die Löwenbrauerei Dahlen schließt ihre Pforten wieder – nach anfänglichen Erfolgen wird die Goseproduktion 1995 wieder eingestellt.

1996

Auf Initiative von Dr. Hartmut Hennebach stellt Thomas Schneider, Inhaber einer Weißbierbrauerei in Weißenburg bei Nürnberg, ab 1996 eine Gose für die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ her. Im selben Jahr beginnt der Goseliebhaber und Hobbybrauer Tilo Jänichen – veranlasst durch den Wegfall der Leipziger Gose aus Dahlen – selbst mit der Herstellung von Gose zu experimentieren und unternimmt erste Brauversuche im Kleinstformat.

1997

Adolf Goedecke und Tilo Jänichen lernen sich kennen. Jänichens Gose-Brauversuche wecken das Interesse des Sohns des letzten Döllnitzer Rittergutsbesitzers, der in den 1990er Jahren als Pensionär in seine Heimat zurückgekehrt ist, um hier ökologisch-dynamische Landwirtschaft zu betreiben.

Gose hat in Leipzig wieder Heimat

1999

Nachdem Tilo Jänichen seine Gose-Brauversuche Anfang 1999 erfolgreich abschließen kann, will er die Herstellung seiner Gose mit Hilfe eines geeigneten Partners in kommerzielle Bahnen lenken. Als er Adolf Goedecke von seinem Vorhaben erzählt, ist dieser begeistert und schlägt vor, gemeinsam die alte Ritterguts-Gose-Tradition mit neuem Leben zu erfüllen. Am 9. September 1999 gründen beide die Firma W. Goedecke & Co. OHG mit Sitz in Burgliebenau (heute: Ritterguts Gose GmbH mit Sitz in Frohburg). Die ersten Fässer werden von Goldhahns Dahlener Löwenbrauerei übernommen und im Hof des Schlosses Püchau mit dem alten Schriftzug der Ritterguts Gose neu präpariert.

Braumeister Armin Brandt von der 1. Leipziger Gasthausbrauerei „Zum Kaiser Napoleon“ wird beauftragt, die Goseherstellung in Serienreife umzusetzen – bereits der Probesud ist ein Erfolg. In diesem Gasthaus findet am 24. Oktober 1999 der erste Döllnitzer Gose-Stammtisch statt, bei dem der Anstich der ersten Ritterguts Gose seit 1947 erfolgt. Zu den ersten Verkostern gehören – im Rahmen eines Ausschanks auf dem Leipziger Augustusplatz – auch der damalige Bundespräsident Johannes Rau und der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Abgefüllt und verkauft wurde die Gose zunächst nur in Fässer – erst ab Juli 2022 kommt dann auch eine Flaschenabfüllung hinzu.

2000

Die Gose wird 1000 Jahre alt – „Goseanna!“

Es gibt inzwischen wieder ca. 30 Gose-Ausschankstellen in Leipzig und Halle. In Döllnitz eröffnen Adolf Goedecke und Tilo Jänichen im Oktober 2000 den „Gose-Wanderweg“, eine feucht-fröhliche Radwanderstrecke zwischen Leipzig und Halle, welche wenige Jahre später 25 Gastwirtschaften mit Gose-Ausschank entlang der Elster-Luppe-Aue miteinander verbindet.

LVZ vom 16. November 2001

2001

Die Ritterguts Gose hat eine neue Heimat gefunden: Seit Anfang 2001 wird die Gose bei der Leipziger Familienbrauerei Ernst Bauer im Täubchenweg gebraut.

2002

Seit Sommer 2002 gibt es die Ritterguts Gose erstmals wieder in Flaschen. Damit erschließen sich neue Handelswege, die einer weiteren Verbreitung des Getränks dienlich sind.

2004

Inzwischen wird Ritterguts Gose wieder in ca. siebzig Gastwirtschaften ausgeschenkt; daneben wächst auch die Zahl der Einzelhändler, die Gose anbieten. In diesem Jahr wurde die Ritterguts Gose erstmals exportiert und zwar nach Japan. Im Stadtmuseum Halle findet eine Gose-Ausstellung statt. Zu diesem Anlass erscheint die Festschrift „180 Jahre Ritterguts Gose Döllnitz“, herausgegeben vom Arbeitskreis Döllnitz.

Der in 2000 eröffnete „Gose-Wanderweg“ wird nochmals erweitert – er verbindet nicht nur die beiden historischen Gosenschänken in Halle und Leipzig (ca. 55 km), sondern umfasst auch verschiedene Nebenstrecken u.a. von Leipzig zum Cospudener See. Auf dem Weg kann der durstige Wanderer inzwischen in über 20 Gastwirtschaften auf eine frische Gose einkehren.

Auch in Goslar tut sich etwas: sowohl Ingo Junge als auch Odin Paul beginnen, in Goslar Gose herzustellen.

2005

Im Mai 2005 begeht die Alt-Leipziger Gosenschenke ‚Ohne Bedenken‘ das 100 jährige Jubiläum ihres urigen Biergartens mit einem großen Festprogramm. Zum zweiten Mal erscheint ‚Der Gose-Kalender‘ mit einer Auswahl seltener historischer Ansichten zur Gose.

2007

Wegen der Schließung der Brauerei Bauer musste ein neue Kooperationspartner gefunden werden: die Wahl fiel dabei auf das Brauhaus Hartmannsdorf. An diesem Ort wurde bereits vor 1883 Gose gebraut. Der erste Sud kommt Ende Dezember 2007 zum Ausschank.

2009

Im Januar 2009 wird die Fa. Lohmeier-Ehses GmbH Hauptvertriebspartner für die Ritterguts Gose. Sowohl das Abhollager als auch die Auslieferung an die Direktkunden erfolgt nun vom traditionsreichen Standort in Leipzig – Eutritzsch aus.

2013

Die Ritterguts Gose erhält bei den World Beer Awards 2013 in London gleich zweimal Gold und ist nun „World’s Best & Europe’s Best Gose“.

2015

Anfang des Jahres wird die Brauerei Reichenbrand als neuer Kooperationspartner für die „Ritterguts Gose“ und deren weitere Fortentwicklung gewonnen. Damit fällt die Wahl auf eine traditionsreiche Braustätte mit einem jungen, engagierten Braumeister, der die seit Generationen von der Familie Bergt gepflegte handwerklicher Brauweise in hervorragender Weise fortführt.

Seit 2015 wird die Original Ritterguts Gose beriets in acht Länder exportiert. Im Oktober findet „The Festival“ in St. Petersburg/ Florida statt – die Ritterguts Gose ist hier als eine von nur zwei deutschen Brauereien vertreten.

2016

Beim „World Beer Cup 2016“ wurden 6.596 Biere von 1.907 Brauereien weltweit bewertet. Die Ritterguts Gose erhält eine der nur 17 Medaillen, die an deutsche Biere gingen.
Im selben Jahr erhält die Ritterguts Gose in Prag die Auszeichnung „World Beer Idol 2016“ in Gold.

Am 2. September 2016 war die Prämiere für den „Bärentöter“, das neue Gose-Bock, gebraut mit einer opulenten Malzmischung und gewürzt mit Koriander, Orangeschale, Salz und etwas Zimt. Zum diesem Anlass fand der Gosebockbieranstich standesgemäß im Biergarten der Alt-Leipziger Gosenschenke Ohne Bedenken statt.

2017

Das „Urgose-Märzen“ wird als Wiederbelebung der alten Märzen-Gose-Tradition erstmals gebraut. Dieses Saisonbier gewinnt im Jahr 2020 zweimal Gold bei den „World Beer Awards“ in London.

2018

Ein Jahr später kommt mit der „Spezial-Gose“ die dritte saisonale Spezialität der Ritterguts Gose auf den Markt, welche die beiden Bierstile Gose und Witbier miteinander vereint.

2022

Nach der zweijährigen, corona-bedingten Durststrecke wird das Ritterguts-Sortiment um ein weiteres Sauerbier erweitert – diesmal jedoch keine Gose, sondern ein Lichtenhainer Bier! Dieser alte Bierstil aus Jena, der in Deutschland fast ausgestorben war, zeichnet sich durch den rauchigen und zugleich leicht säuerlichen Geschmack aus.

Festschrift 200 Jahre Ritterguts Gose

2024

Goseanna, die Ritterguts Gose wird 200 Jahre alt!

Zu diesem Anlass erscheint beim Mitteldeutschen Verlag eine reich bebilderte Festschrift mit dem Titel „Die Gose schmeckt frühmorgens gut, ist abends keine Plage…“, welche ein Standardwerk zum Thema Gose darstellt. Neben dem Herausgeber Henner Kotte haben zahlreiche Autoren zum Gelingen beigetragen, u.a. der Kabarettist Gunter Böhnke, der mit seinem Beitrag von 1983 den Anstoß zur Wiederbelebung der Leipziger Gose gab, Lothar Goldhahn, der die Gosenschenke 1986 wiedereröffnete, Frank Heinrich als Gose-Historiker sowie Bierpapst Conrad Seidl. Die Buchpremiere fand am 18. August 2024 vor ausverkauftem Haus im neuen Hafentheater Hain statt, an der – außer den zahlreichen Gästen – auch viele der Mitautoren den Abend persönlich auf der Bühne moderierten.

Vom 6. bis 8. September 2024 finden die Jubiläumsfeierlichkeiten im Gosendorf Döllnitz statt. Am Freitagabend wird das Gosefest durch die traditionelle Ausrufung eröffnet. Am Sonnabend findet eine weitere Buchlesung mit musikalischer Umrahmung im Kulturgarten sowie anschließend ein geführter Rundgang an die historischen Gosestätten im Ort statt, bevor die weiteren Veranstaltungshöhepunkte auf der Döllnitzer Festwiese beginnen

Goseanna Lipsia! Im Lande Gosen!

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Unsere Braustätte

Wir brauen unsere Gose in enger Zusammenarbeit mit der Privatbrauerei Reichenbrand in Chemnitz, welche sich seit 1874 in fünfter Generation im Besitz der Familie Bergt befindet.

Vertrieb und Ausschank

Unsere Gose wird national und international über Großhändler vertrieben. Zudem können Sie unsere Spezialitäten in Gaststätten und Kneipen genießen.